Die Geburt eines Bethauses – Die religiöse Vielfalt von Hévíz
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen viele jüdische Gäste nach Hévíz, um die heilende Wirkung des Sees zu genießen. Da die religiösen Besucher einen Gebetsraum benötigten, wurde 1905 ein bescheidenes Bethaus neben dem Abflusskanal des Heilsees errichtet, in der Nähe des Gasthauses „Jeruzsálem“ von Ignác Lusztig. Dieses kleine Gebäude erwies sich jedoch bald als zu klein, denn das Badeziel wurde immer beliebter. (Wer genau hinschaut, kann den Standort des Bethauses auf dieser Karte von 1925 entdecken)
Ende der 1920er-Jahre wurde wegen der wachsenden Gemeinde und der steigenden Zahl von Badegästen der Bau einer größeren, repräsentativen Synagoge notwendig. Einer der wichtigsten Initiatoren des Projekts war Dr. Adolf Kertész, ein Anwalt aus Budapest, der sich leidenschaftlich für die Entwicklung von Hévíz und das religiöse Leben einsetzte. Dr. Kertész stellte einen Antrag an Fürst Tasziló Festetics II., der großzügig ein Grundstück für den Synagogenbau kostenlos zur Verfügung stellte.
1929 begann die Spendensammlung, und 1930 wurde die Israelitische Synagogengemeinde von Hévízfürdő gegründet. Diese agierte selbstständig, fungierte jedoch als Zweigstelle der jüdischen Gemeinde Keszthely. Der Bau wurde schließlich 1933 abgeschlossen und kostete etwa 20.000 Pengő. Auch die Stadt unterstützte das Projekt: Der Gemeinderat von Hévízszentandrás spendete 1.000 Pengő, da man den zunehmenden Fremdenverkehr als wichtig erachtete.
1933 – Feierliche Einweihung in einer wachsenden Stadt
Die Synagoge von Hévíz wurde am 2. Juli 1933 feierlich eingeweiht. Unter den Teilnehmern war unter anderem Dr. Lajos Glück, der Oberrabbiner von Keszthely, der die Einweihungsrede hielt. An der Veranstaltung nahmen bedeutende Persönlichkeiten der Bade- und Stadtgemeinschaft teil, darunter Sándor Stern, der erste Vorsteher der Synagoge, und Mór Weisz, der Präsident der örtlichen jüdischen Gemeinde. Die Feier fand großes Interesse – nicht nur bei der lokalen Bevölkerung, sondern auch bei den Badegästen.
Im Sturm der Geschichte
Auch Hévíz blieb nicht von den Tragödien des Zweiten Weltkriegs verschont. 1944 wurde die jüdische Gemeinde deportiert, viele kehrten nie zurück. Zahlreiche Gemeindemitglieder aus Hévíz wurden nach Auschwitz gebracht. Laut Dokumenten war unter den Opfern auch Dr. Vilmos Schulhof, Badearzt von Hévíz. Dr. Schulhof war nicht nur ein angesehener Mediziner, sondern auch eine bedeutende Führungspersönlichkeit der Gemeinde.
Viele der einstigen Besucher und Unterstützer der Synagoge fanden den Tod in den Konzentrationslagern – so auch Mór Weisz, Sándor Stern und zahlreiche weitere Einwohner.
Nach dem Krieg stand die verlassene Synagoge leer und verfiel zusehends. Ende der 1960er-Jahre war das Gebäude bereits stark beschädigt und wurde 1977 endgültig abgerissen. An seiner Stelle stand jahrzehntelang nichts – als wäre ein Stück Geschichte spurlos verschwunden.
Die Bewahrung der Erinnerung
Zum Glück hat die Stadt Hévíz ihre Vergangenheit nicht vergessen. Im Jahr 2000 wurde an der Stelle der ehemaligen Synagoge ein Denkmal errichtet, das in seiner Form an das frühere Gebäude erinnert und den Opfern des Holocaust gedenkt. Die Pläne für das Denkmal wurden mit Unterstützung der Stadtführung und lokaler Historiker ausgearbeitet. Die Einweihungsrede hielt Oberrabbiner Tamás Raj.
Dieser stille, aber bedeutungsvolle Erinnerungsort lädt auch heute noch Besucher ein, denjenigen Respekt zu zollen, die einst ein fester Bestandteil des Lebens in Hévíz waren.
Virtuell wieder zum Leben erweckt
Auch wenn die Synagoge nicht mehr steht, gibt es heute die Möglichkeit, sie mithilfe einer virtuellen Tour wieder zu „betreten“. Durch die digitale Rekonstruktion kann jeder einen Blick ins Innere werfen und sich vorstellen, wie das Gebäude einst in seiner vollen Pracht ausgesehen haben könnte. (Das drehbare 3D-Modell ist unter diesem Link einsehbar)
Wenn du neugierig bist, wie die Synagoge von Hévíz in ihrer Blütezeit ausgesehen hat, klick hier und entdecke sie bei einem virtuellen Rundgang!