Hévíz: Wie ich Eisprinzessin wurde und anschließend im Schwefelwasser badete

Reisebericht von teilzeitreisender.de

Hévíz: Wie ich Eisprinzessin wurde und anschließend im Schwefelwasser badete

Mit dem Auto fahren wir über eine nicht enden wollende Landstraße. Der Weg von Wien nach Heviz ist nicht so weit, nur etwa 200 Kilometer. Und doch müssen wir für diese Reise eine Grenze überqueren und die letzten Kilometer auf einer Landstraße überwinden. Elena schläft neben mir. Kanada, Heimat, Wien – und dann schleife ich sie auch noch in einem fremden Auto ins Nirgendwo nach Ungarn.

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Vor zwei Jahren war ich das letzte Mal in Ungarn. Damals hat Elena mich in Sopron abgeholt. Diesmal fahren wir beide gemeinsam mit einer Mitfahrgelegenheit in eine kleine Stadt namens Heviz. Für uns – die wir Kanada gemeinsam erlebt haben und auch sonst vor keinem Abenteuer zurückschrecken – ist die ungarische Kurstadt „Neuland“. Ein Ort, der vor allem bei der Generation 50+ sehr beliebt ist, in dem an jeder Ecke eine Zahnarztpraxis und Heilanwendungen angeboten werden, soll für uns zum neuen Abenteuer werden?

Eine Burg wie sie im Buche steht

Kurz vor Heviz zeigt unser Fahrer auf einen Berg. „Seht ihr die Burg?“ fragt er uns. Und ja, diese Burg Sümeg vor den Toren der Kurstadt ist unverkennbar.

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Auf einem Hügel thront sie, die letzten Sonnenstrahlen beleuchten das mittelalterliche Gemäuer und insgeheim ärgere ich mich, dass wir nur zwei Tage in diese schöne Region kommen. Wir erfahren auch von den Weinbergen, die am 20 Kilometer entfernten Balaton für Winterspaziergänge eine ideale Kulisse bieten.

Familienhotel? Ohne Familie? Geht!

An diesem Abend jedoch wollen wir nur Ruhen. Wir erreichen das Kolping Hotel Spa & Family Resort mit den letzten Sonnenstrahlen. Die Frau an der Rezeption schaut ein wenig mitleidig, also sie unser Gepäck sieht. „Sie müssen ins am weitesten entfernte Haus“ teilt sie uns mit. Was sie nicht gesagt hat? Dass es hier richtig schön bergauf geht.

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Mein tägliches Sport-Programm habe ich danach auf jeden Fall erledigt. Elli spornt mich immer wieder an und als wir vor unserem Haus stehen, sind wir schon ein wenig sprachlos. Typisch für diese Region und mit Reetdach gedeckt steht unser Biohaus fast einsam herum. Neben uns ist nur Wiese und ein Seilgarten.

Von hier oben haben wir einen tollen Blick hinunter ins Tal und auf Heviz und im Hintergrund läutet die Glocke der Kirche. Wir sind angekommen. Unser Haus ist einfach und für bis zu 6 Personen eingerichtet. Ein Kachelofen macht den Küchenbereich gemütlich, im Bad haben wir eine Fußbodenheizung, ansonsten ist unser Haus recht spartanisch eingerichtet.

Auf der Suche nach Wellness

Ruhig ist es hier. Nach dem Trubel in Wien wird mir das umso stärker bewusst. „Hast du Lust auf ein wenig Wellness?“ frag ich Elena. Das Familotel verfügt über einen kleinen Wasserpark für Kinder und einen Ü18 Bereich. Den zu finden war für uns eine Kunst, lasst euch sagen, dass wir gut 15 Minuten um das Haus herumgelaufen sind, nur um dann festzustellen, dass wir einfach den Haupteingang hätten nehmen sollen. Sei es drum – nur 5 Minuten später liegen wir in einem 37 Grad warmen Schwefelsprudelbad und entspannen.

Der Wellnessbereich ist in tolle Farben gehüllt und fast vergessen wir die Zeit, als wir es uns anschließend auf der Liege bequem machen. Um 20 Uhr schließt die Küche und so entscheiden wir uns gegen 19 Uhr für einen Abstecher in das Restaurant. Laut ist es hier – und die Eltern haben jede Menge damit zu tun, ihre Kinder am Tisch zu halten. Bei einer Kinderküche, einem riesigen Bällebad nebenan und jeder Menge Spielzeug ist das sicherlich keine einfache Aufgabe.

10 Stunden Schlaf

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Um 20 Uhr schon „Bettfertig“? Das ist mir in den letzten Jahren äußerst selten vorgekommen. Und doch schlafe ich in dieser Nacht gut 10 Stunden tief und fest. Die Sonnenstrahlen wecken uns und ich kann nicht anders, ich laufe erst einmal barfuß hinaus. „Was ein toller Anblick!“ rufe ich Elena zu.

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Wir müssen uns beeilen, schnell noch frühstücken und dann erwartet mich ein ganz besonderes Highlight dieser Reise. In der Kryosauna im Hotel Carbona kann man sich 3 Minuten auf -150 Grad herunterkühlen lassen. Ja ihr habt richtig gehört. -150 Grad. Und damit kann man abnehmen, Akne bekämpfen und Cellulite verringern.

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Beim Hotel angekommen schauen wir uns noch vorher ein wenig um. Interessant ist das Wellnessbrunch, welches auch als externer Gast gebucht werden kann. mit einem riesigen Wellnessbereich und einem gemütlichen Mittagessen kann man sich hier das Leben gut gehen lassen.

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Wie ich zur Eisprinzessin wurde

Ich jedoch bin wild auf das Kälteabenteuer und stehe schon kurze Zeit später nur in Unterwäsche und mit warmen Stiefeln angezogen vor einer Art Kessel. „Können wir loslegen?“ fragt die Therapeutin in gebrochenen Deutsch. Elena schaut mich mit großen Augen an, als um mich herum Nebelschwaden vom Stickstoff aufsteigen.

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Die Temperaturanzeige hinter mir geht unermüdlich weiter nach unten. Bei minus 37 Grad friere ich, empfinde es jedoch absolut erträglich. „Noch eine halbe Minute“ bekomme ich mitgeteilt, als das Thermometer bei -150 Grad stoppt.

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Puuh. Jetzt wird es unangenehm. Während mein Kopf in warme Zimmerluft noch nicht bei Kälte angekommen ist, bibbert der Rest meines Körpers im Eisbad. „Noch 20 Sekunden!“ Einen kleinen Moment denke ich daran, die ganze Aktion abzubrechen.

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Mir ist gerade schweinekalt. An den Händen. Als ich diese nach oben strecke, geht es wieder. „10, 9, 8, 7“ – noch während wir herunterzählen, geht die Tür auf. Ich und ein Schwall kalter Stickstoff sind frei! Wie herrlich warm ist doch der Winter in Ungarn!

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Wir erfahren, dass diese Therapie vor allem im Sommer gerne gebucht wird. Kein Wunder, noch 30 Minuten später spüre ich die Kälte auf meinem Körper. Erfrierungen habe ich nicht und kann so gut eine Stunde später auch ein Bad im Thermalwasser genießen.

Das Wasser von Heviz

Auf dem Weg durch die Innenstadt zeigt uns Krisztina noch den Brunnen für die Trinkkuren. Das Wasser trinken kann man nur, wenn man sich artig die Nase zuhält.

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Für die Verdauung ist das schwefelhaltige Wasser wohl eine Wohltat, solang man es in Maßen trinkt. Wir sind auf dem Weg zum Tófürdő – dem Seebad von Heviz.

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Im Wasser soll man nicht länger als 30 Minuten schwimmen, und doch freue ich mich so über die Möglichkeit, mitten im November in einem See zu baden, das ich ein wenig länger dort verbringe. Ich habe mir eine wasserfeste Kamera mitgenommen, denn der See bietet neben seiner heilsamen Wirkung auch die optimale Grundlage für wunderschöne Wasserpflanzen.

Immer wieder hole ich die Kamera hervor und fotografiere die Blumen und mein Umfeld. Schnell ist die Zeit vergessen. Bewegung in diesem See ist Schwerstarbeit – vor allem die Poolnudel hindert mich oft am Weiterkommen!

Mit einem traurigen Blick nehme ich vom See Abschied. Wir haben noch mehr vor, unser Guide Krisztina führt uns zum Essen aus.

Typisch Ungarisch essen wir, bevor wir von einem Bus für unseren nächsten Ausflug abgeholt werden. Davon jedoch erzähle ich euch im zweiten Teil meines Berichtes über Heviz.

Quelle: http://teilzeitreisender.de/heviz-eisprinzessin/